Fake News: Falschmeldungen im kolumbianischen Wahlkampf

Auch in Kolumbien sind Falschmeldungen, die über soziale Netzwerke oder Messaging-Dienste wie WhatsApp verbreitet werden, Alltag. Im derzeitigen Präsidentschaftswahlkampf ist aber nicht nur die Anzahl solcher Hoax-Beiträge in die Höhe geschnellt, auch ihr Inhalt wird immer extremer.„Wenn wir uns heute nicht wehren, wird Kolumbien das nächste Venezuela“, heisst es auf einem Bild, das ich nun bereits fünf Mal über einen Kurznachrichtendienst erhalten habe. Für viele Kolumbianer ist Venezuela aufgrund seiner schlechten ökonomischen, politischen und humanitären Lage im Moment das große Schreckgespenst. Unter dem Text eine Fotomontage, die vorgibt, im Kreise von Fidel Castro und Hugo Chavez mehrere Kandidaten für den kolumbianischen Senat zu zeigen. In diesem Wahljahr, in dem sich  die Partei der vormaligen Guerrillaorganisation FARC zum ersten Mal zur Wahl stellt,  ist die Angst vor einer „Venezolanisierung“ der kolumbianischen Gesellschaft einer der Gründe, die Wählerinnen und Wähler an die Urnen treiben – und daher Inhalt des größten Teils der Falschmeldungen, die im Umlauf sind.

Allerdings scheinen sich die Vertreter aller politischen Richtungen dieses Mittels zu bedienen, das bereits während des Plebiszits über die Annahme eines Abkommens zur Beendigung des mit Waffen ausgetragenen Konflikts zwischen der kolumbianischen Nationalregierung und der FARC-Guerrilla viele Menschen mobilisiert hat. Unabhängig von Bildungsgrad, sozialer Prägung und ökonomischer Möglichkeiten: Un- und Halbwahrheiten, die einem in den Kram passen, werden ungeprüft weitergeleitet. Das vertieft vorhandene Gräben in der Gesellschaft und zeigt, dass es in Kolumbien noch reichlich Versöhnungsanstrengungen braucht.

 

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